Straßennamen und Hausnummern sind in der heutigen Zeit eine
wesentliche Orientierungshilfe. In größeren Städten war der Bedarf
dafür sicher schon sehr früh gegeben. In kleinen Orten konnte man
dagegen noch lange darauf verzichten. In Kirrlach kann man sich
zeitlich daran orientieren, dass die vermeintlich älteste Straße den
Namen „Unterdorfstraße“ trägt. Im Anschluss liegt die
„Oberdorfstraße“. Die Teilung erfolgte durch eine der wichtigsten
Schönbornschen Richt-Alleen, die Schloß Kislau und die Eremitage
Waghäusel verbinden und die Orientierung für das rechwinklige
Wegesystem des Fürstbischofs im gesamten Lußhardt beeinflußten.
Offensichtlich kamen die Straßennamen in Kirrlach allesamt erst nach
der Anlage dieser Allee (der heutigen Waghäuseler und Kronauer Straße)
zustande.
Die gut erhaltenen Dorfpläne von St. Leon und Kirrlach aus der Zeit
um 1800 und um 1900 belegen, dass die heutige Kirrlacher Straße in St.
Leon genau so wie die heutige St. Leoner Straße in Kirrlach ein Neubau
aus dem 19. Jahrhundert sind. Das DGM (Digitales Geländemodell)
erklärt warum: Die heutig Kreisstraße zwischen den Orten führt durch
tief liegendes Gelände, welches in der Zeit davor wohl viel zu oft
noch sehr sumpfig war.
Das Bild zeigt die Häuserstraße, einst die wichtigste
Ortsausgangsstraße von St. Leon. Heute ist es sie nur noch eine
Wohnstraße mit Zugang zu wichtigen Feldwegen, den alten Routen
Richtung Speyer und nach Kirrlach. Hätte es Straßennamen in St. Leon
schon im frühen Mittelalter gegeben, dann hätte die Häuserstraße in
St. Leon vielleicht auch den Namen Kirrlacher, (Alt)Lußheimer oder
Speyerer Straße bekommen, weil genau diese Orte nur über diese Straße
von St. Leon aus sehr gut erreichbar waren. Das DGM lässt gut
begründet vermuten, dass vor der Trockenlegung des Lußhardts die
kürzesten und dauerhaft passierbaren Routen bis an den heutigen
Ortsrand von Kirrlach führten (Wegekehre beim Friedhof).
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