Aus
der Kirchengeschichte der Evangelischen Kirchengemeinde
Waghäusel
1. Kirchenbau in Baden
2. Bilder der Friedenskirche aus dem Jahr 1968
3. Evangelische Kirchengemeinde Wiesental — Gestern und
Heute
4. Die evangelische Kirche in Waghäusel
5. Der Bau des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses und seine
Geschichte
6. "Es kann eigentlich nichts passieren"
7. Buß- und Bettag 1981: Die Kirche brennt
8. Glockenweihe am Sonntag, dem 15. Mai 1983 in Waghäusel
9. Die evangelische Kirchengemeinde in Waghäusel
10. Die unendliche Geschichte
1.
Kirchenbau in Baden
(Quelle: 20 Jahre Kirchenbau in der Evangelischen
Landeskirche in Baden; 1968; Evangelischer Oberkirchenrat
Karlsruhe)
Der Diasporagemeinde von Waghäusel stand jahrzehntelang für ihre
Gottesdienste nur ein Raum in der ehemaligen Eremitage der
Fürstbischöfe von Speyer zur Verfügung. Als diesen der
jetzige Eigentümer für eigene Zwecke benötigte, wurde die
Errichtung einer eigenen Kirche mit Gemeinderaum notwendig.
Aus
einer — zunächst nur in beschränktem Umfang ausgeführten —
gepflasterten Terrasse erhebt sich über vier Fundamenten
ein achtseitig gefaltetes Steildach in holzverschalter
Stahlrohrkonstruktion, einen quadratischen Kirchenraum
überdeckend. In diesem wurden Altar- und Gemeindebereich
(zwei Stufen vertieft) einander gegenübergestellt.
Lichtschlitze zwischen dem Dach und den
Betongiebelwandscheiben belichten den Raum. Der Bau war
wegen allgemeiner Finanzierungsschwierigkeiten
1966/67 monatelang
stillgelegt und wird jetzt provisorisch fertig gestellt und
bestuhlt benutzt. Die Sakristei ist locker angebaut. Den
Haupteingang verbindet ein offener, auf Stützen überdeckter
Gang mit dem Turm und dem Gemeindehaus.
Architekt: Dipl.-Ing. G. Einwächter, Berghausen
Altar-, Kanzel- und Taufsteinrelief: M. Bieg, Hockenheim
Umbauter Raum: Kirche 1080 cbm, Gemeindehaus 390 cbm
Platzzahl im Schiff: 98
Größe der Gemeinde: 210 Seelen
Turmhöhe: 20 m
Orgel: nicht vorhanden
Glocken: vorgesehen 3
Heizung: Warmluft, unter dem hohlen Fußboden in den Raum
geführt (Hypokaustum)
2. Bilder der Friedenskirche aus dem Jahr
1968
(Quelle: Archiv Förderverein Friedenskirche)
3. Evangelische Kirchengemeinde Wiesental —
Gestern und Heute
(Quelle: Festschrift der Evangelischen Kirchengemeinde
Wiesental; 1973; Seite 12 ff)
Die
kirchliche Betreuung der wenigen evangelischen Christen im
rechtsrheinischen Gebiet des ehemaligen Fürstbistums Speyer
geschah bis zum Jahr 1870 hauptsächlich von der Gemeinde Graben aus. Graben stand damals -
wie großenteils heute noch - ganz stark unter dem Einfluss
der evangelischen Erweckungsbewegung, die mit Aloys
Henhöfer die Gemeinden in der Hardt nördlich von Karlsruhe
erfasst hatte.
Die
kirchliche Betreuung weniger Menschen über so große
Entfernungen hinweg war natürlich äußerst schwierig. So
wurde 1870 in dem Städtchen Philippsburg ein
Diasporapfarramt errichtet, dem die Orte Rheinsheim,
Huttenheim, Waghäusel, Oberhausen, Rheinhausen, Wiesental
und Kirrlach zur kirchlichen Betreuung zugewiesen wurden.
Dieses große Gebiet wurde in zwei Kirchengemeinden
unterteilt, wobei das Pfarramt in Philippsburg war und
Wiesental mit den Orten Waghäusel, Oberhausen, Rheinhausen
und Kirrlach den Status einer Filialgemeinde erhielt.
Erster Seelsorger war "Pastorationsgeistlicher" August
Wölfle.
Wenn
man die Größe dieses Gebietes - etwa 100 km2 -
und die Fortbewegungsmittel der damaligen Zeit bedenkt,
kann man sich leicht vorstellen, wie die Aufgabe des
Seelsorgers aussah. Eine zusammenhängende Gemeindearbeit
war so gut wie unmöglich, ebenso das, was wir heute unter
Gemeindeaufbau verstehen. Der Dienst musste sich auf die
seelsorgerliche Betreuung Einzelner konzentrieren. So ist
es zu verstehen, dass die durchschnittliche Dienstzeit der
Pfarrer in den folgenden Jahrzehnten weniger als 2 1/2 Jahre betrug. Die Pfarrei Philippsburg-Wiesental war anscheinend
unter den Pfarrern der Badischen Landeskirche keine sehr
begehrte Pfründe.
Wie
die kirchliche Arbeit beschaffen war. lässt sich u.a.
daraus ersehen, dass noch im Jahre 1925 Diasporapfarrer Eugen Gorenflo im Kirchspiel Wiesental ganze fünf
Taufen, eine Trauung und eine Beerdigung zu vollziehen
hatte. Dabei handelt es sich übrigens um denselben Eugen
Gorenflo, der durch sein geistliches Widerstandslied aus
der Zeit des "Dritten Reiches" "Lobgesänge in der Nacht"
bekannt geworden ist (Gesangbuch Nr. 460). Er lebt heute im
Ruhestand in der Schweiz.
Alte
Gemeindeglieder erinnern sich noch an ihn und erzählen gern
davon, wie Pfarrer Gorenflo "in Rohrstiefeln" zu Fuß die
fünf Kilometer von Philippsburg nach Wiesental marschierte,
um hier den Gottesdienst zu halten.
Ein
neuer Abschnitt in der Geschichte der Filialgemeinde
Wiesental begann mit dem Bau der Erlöserkirche 1936/37. Jetzt hatte die Gemeinde einen eigenen Gottesdienstraum mit
einem kleinen Gemeindesaal daneben, wo sie sich zu Bibel-
und Gemeindeabenden versammeln konnte. Der Bau entstand in
der Amtszeit von Pfarrer Herrmann Höckh, der vierzehn Jahre
lang. von 1934 - 1948 Seelsorger in Philippsburg-Wiesental war, und der mit dem Bau der
Gemeindezentren in beiden Hauptorten und mit erstmals
längerer Dienstzeit zwei wichtige Voraussetzungen für die
Entstehung einer zusammenhängenden Gemeinde schuf. So gehen
heute die frühesten erkennbaren Spuren eines evangelischen
Gemeindebewusstseins unter den Gemeindegliedern auf diese
Zeit zurück.
In
seine Amtszeit fielen die schweren Kriegsjahre mit ihren
Folgen. Pfarrer und Gemeinde blieben von der
Auseinandersetzung zwischen christlicher Kirche und
totalitärem Staat nicht verschont. Beim Fliegerangriff auf
Wiesental im Januar 1945 wurde die Kirche beschädigt, und die Reparaturarbeiten mussten
unter schwierigsten Bedingungen durchgeführt werden.
Pfarrer Höckh lebt heute im Ruhestand in Neuenbürg b.
Pforzheim.
Sein
Nachfolger in den Nachkriegsjahren war Pfarrer Johannes
Baudis. In seiner Amtszeit wurde 1948 der Kirchenchor gegründet. Der Chor besteht heute noch, in diesem
Jahr wird die Gemeinde sein 25-jähriges Jubiläum feiern. Er
hat, gemessen an den Möglichkeiten in der Diaspora, ein
bemerkenswertes musikalisches Niveau.
In
das Jahr 1954 fällt der Dienstantritt von Diakonisse Erna Ulbrich vom Mutterhaus
Frankenstein als Gemeindeschwester. Sie betreute Alte und
Kranke, gab Religionsunterricht in den Schulen und
arbeitete in der Verwaltung mit. In den 50er und 60er
Jahren war sie eine tragende Säule der Kirchengemeinde, .in
der Gemeinde war sie sehr beliebt durch ihr praktisches
Christentum und durch ihre ansteckende Fröhlichkeit, eine
Fröhlichkeit, die in einer tiefen Frömmigkeit ihre Wurzel
hatte.
1955
ging Pfarrer Baudis als Seelsorger in die Markusgemeinde
nach Weinheim.
Im
gleichen Jahr begann die Amtszeit des derzeitigen Pfarrers
in Philippsburg, Kurt Meythaler, Er bekam im Jahr 1960 vom
Oberkirchenrat in Karlsruhe den Pfarrdiakon Heinrich
Ascheberg als Mitarbeiter zugewiesen, der die Betreuung der
Filialgemeinde Wiesental übernahm.
Das
war ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte der
Kirchengemeinde. Sie blieb zwar Filialgemeinde von
Philippsburg, hatte aber nun einen eigenen Seelsorger.
Pfarrdiakon Ascheberg hatte seine Wohnung in Wiesental. Er
gründete Mitarbeiterkreise in Wiesental und Kirrlach und
begann mit der Arbeit in den Jugend- und
Erwachsenengruppen. Noch heute stößt man in der Gemeinde
überall auf die Spuren seiner Arbeit.
Die
Mitte der 60er Jahre war die große Zeit der Bauten.
1963/64 wurden in Wiesentat
ganz in der Nähe der Kirche ein Wohnhaus für den
Pfarrdiakon mit fünf Wohnräumen und einem Arbeitsraum und
im Zusammenhang damit ein Gemeindehaus gebaut. Das
Gemeindehaus hat einen Saal, vier Gruppenräume und eine
Teeküche. Im Gedenken an den "Prediger von Buchenwald"
erhielt es den Namen "Paul-Schneider-Haus".
Beide Häuser, Wohnhaus und Paul-Schneider-Haus, kann man
insgesamt gesehen als gelungen bezeichnen. In den oft
beobachteten Fehler dieser Jahre, repräsentativ und in
falscher Erwartung zu groß und aufwendig zu bauen, ist man
nicht verfallen. Größe und Ausstattung entsprechen der
Funktion. Offensichtlich hat es sich hier für die Gemeinde
ausgezahlt, dass Pfarrdiakon Ascheberg vor seinem Dienst an
der Gemeinde Bauhandwerker gewesen ist.
Der Bau der
Kirche in Waghäusel in den Jahren 1965-67 verlief lange
nicht so glatt. Viele widrige Umstände kamen da zusammen,
unter denen die Gemeinde in vieler Hinsicht heute noch
leidet. Es ist müßig, heute Schuldige für die Fehler von
damals zu suchen. Und selbst wenn man berücksichtigt, dass
sie im Grunde niemals richtig fertig geworden und nur
bedingt benutzbar ist. so gehört sie doch von Konzeption
und Anlage her zu den schönsten Kirchen in Baden, (s.
Bericht des damaligen Rechners W. Geiß).
Als
Pfarrdiakon Heinrich Ascheberg 1967 als Pfarrer nach
Wittlingen bei Lörrach versetzt wurde, trat Pfarrdiakon
Hans Ott seine Nachfolge in Wiesental an. Unter seiner
Federführung wurden die Vorbereitungen für den Bau eines
Gemeindehauses in Kirrlach zügig vorangetrieben, die in den
Jahren vorher begonnen hatten.
In
diesen Jahren wurde an einer Reihe von Symptomen deutlich,
dass die Zeit näher rückte, in der eine endgültige Trennung
auf dem Verwallungssektor zwischen den Kirchengemeinden
Philippsburg und Wiesental geboten schien. Nach einigen
Auseinandersetzungen stellte dann der Kirchengemeinderat
Wiesental im September 1970 an den Oberkirchenrat den Antrag, in Wiesental ein eigenes Pfarramt
zu errichten. Die Genehmigung dieses Antrags fiel zusammen
mit der Versetzung von Pfarrer Ott nach Haßmersheim. Der
Erlass des Oberkirchenrates vom
15. Januar1971 machte die bisherige
Filialgemeinde Wiesental am 1. Februar 1971 zur selbständigen Pfarrei,
der neben dem Hauptort Wiesental die Orte Waghäusel,
Kirrlach, Oberhausen und Hambrücken zur Betreuung
zugewiesen wurden.
Das
Jahr 1971 war ein sehr turbulentes
Jahr. Im April trat dar erste Pfarrer der selbständigen
Pfarrei Wiesental, Wolfgang Stahnke, seinen Dienst an.
Kirchengemeinderat und Pfarrer hatten alle Hände voll zu
tun, um die neu entstandene Situation zu meistern. Daneben
mussten zusammen mit dem Architekten zähe Verhandlungen
über den Bau des Gemeindehauses in Kirrlach mit dem
Oberkirchenrat geführt werden.
Im
Herbst starb unerwartet die Gemeindeschwester, Diakonisse
Erna Ulbrich. Das war ein schwerer Schlag und ein großer
Verlust für die Gemeinde. Im Spätjahr, als wir schon damit
rechneten, dass die Krankenpflegestation aufgelöst werden
musste, bekamen wir durch Vermittlung von Pfr. Meythaler
überraschend eine neue Gemeindeschwester, die sich
inzwischen längst unersetzlich gemacht hat. Christa
Trappenberg ist diplomierte Krankenschwester. Sie betreut
die Alten und Kranken in der Gemeinde. Seit Juni 1973 wohnt
sie mit ihrer Familie in Wiesental.
Im
Dez. 1971 stand die Neuwahl des
Kirchengemeinderates an, der nach der neuen Grundordnung
der Landeskirche mit weiterreichenden Aufgaben und größerer
Verantwortung als bisher betraut werden sollte. Dazu musste
zunächst ein Wahlausschuss gebildet werden. In ihn wurden
die Herren Otto Ludwig (Kirrlach), Otto Reinmuth (Wiesental),
Werner Geiß (Waghäusel), Heinz Röser (Wiesental) und später
Gustav März (Wiesental) berufen.
Die
Wahlbeteiligung war enttäuschend gering: Nur 17 % der
Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. Lediglich Waghäusel
mit 38.2% lag über dem Durchschnitt der Landeskirche von 30
%.
Gewählt wurden:
(In
Klammern dahinter die später vereinbarten Arbeitsbereiche
in der Gemeinde)
Harald Geiß.
Waghäusel (Finanzen)
Wolfgang Gerhardt,
Wiesental (Bau)
Gustav Kenter, Wiesental
(Finanzen)
Götz Klingmüller,
Wiesental (inzwischen verzogen)
Heinz Klittich, Wiesental
(Jugendarbeit)
Ernst Matt, Kirrlach
(Diakonie)
Hans Öri,
Waghäusel
(Öffentlichkeitsarbeit)
Else Schubert,
Oberhausen (Altenarbeit).
In
einer seiner ersten Sitzungen ergänzte sich der
Kirchengemeinderat um Herrn Werner Dittmar aus Kirrlach.
Bezirkssynodale wurden Wolfgang Gerhardt und Heinz Klittich,
deren Stellvertreter Gustav Kenter und Götz Klingmüller.
Die
regelmäßigen Sitzungen des Kirchengemeinderates finden an
jedem letzten Freitag im Monat statt, dazu kommen
gelegentlich außerplanmäßige Sitzungen - wie etwa zum Bau
des Gemeindehauses in Kirrlach.
Zum
Vorsitzenden wurde bisher zweimal auf ein Jahr Pfarrer
Stahnke gewählt. Sein Stellvertreter im Vorsitz ist Heinz
Klittich.
Zur
Kirchengemeinde gehören zur Zeit etwas über 2000
Gemeindeglieder, das ergibt in den fünf Ortschaften einen
Bevölkerungsanteil von 7 %. Gottesdienste sind in Wiesental
sonntäglich, in Waghäusel und Kirrlach alle zwei Wochen, in
Oberhausen und Hambrücken alle vier Wochen, dazu an den
hohen Festtagen. Der Gottesdienstplan wird regelmäßig mit
der Nachbargemeinde Philippsburg abgestimmt. Ein großer
Teil der Gottesdienste wird von dem Prädikanten Wolfgang
Gerhardt gehalten, der als nebenamtlicher Prediger der
Landeskirche in der Gemeinde eingesetzt ist.
Kreise und Gruppen, die regelmäßig zusammenkommen, sind der
Kirchenchor und die drei Jungscharen (wöchentlich), die
Gruppe der konfirmierten "Jugend im Gespräch". die u.a.
alljährlich am Gemeindejugendsonntag einen Gottesdienst für
die Gemeinde gestaltet, und der "Treffpunkt" für Ältere und
Alleinstehende (beide monatlich). Die Mitarbeiter in
Wiesental und Kirrlach treffen sich unregelmäßig 6 -8 mal
im Jahr, u.a. um den Gemeindebrief allen Gemeindegliedern
kostenlos ins Haus zu bringen. Daneben finden in den
Sommer- und Wintermonaten Gesprächsrunden für Erwachsene
statt, in denen Glaubens- und theologische, Gemeinde- und
andere Fragen diskutiert und besprochen werden.
Die
Abendmahlsfeiern finden alle - mit Ausnahme der
Hausabendmahle für Kranke und Gehbehinderte - im
Gesamtgottesdienst statt. (Das bringt übrigens der Gemeinde
in der Abendmahlsstatistik der Landeskirche den ersten
Platz ein). Konfirmanden dürfen bereits während der
halbjährigen Unterrichtszeit kommunizierend am Abendmahl
teilnehmen.
Das
Verhältnis zur katholischen Gemeinde am Ort ist in den
letzten Jahren deutlich besser geworden. Aufs Ganze gesehen
ist aus dem Gegeneinander ein Nebeneinander geworden. Der
größte Teil schädlicher Emotionen ist abgebaut, der über
Jahrhunderte die Beziehungen zwischen Evangelischer und
Katholischer Kirche getrübt hatte. Dabei ist freilich nicht
zu übersehen, dass bei einem großen Teil der
Gemeindeglieder auf beiden Seiten an die Stelle der
ehemaligen Gegnerschaft weniger das Bewusstsein der Einheit
in Christus als vielmehr Gleichgültigkeit getreten ist.
Aber auch das Bestreben zum Miteinander ist auf beiden
Seiten nicht zu übersehen. 1972 wurde gemeinsam ein Pflegeseminar durchgeführt, und der gemeinsame
Gebetsgottesdienst am alljährlichen Weltgebetstag der
Frauen dürfte bereits zu einer ständigen Einrichtung
geworden sein.
Der
gute persönliche, zum Teil freundschaftliche Kontakt, der
zu Geistl. Rat Brenzinger und Kaplan Benz in Wiesental und
zu Dekan Still in Kirrlach besteht, spielt dabei eine große
Rolle. Hier wie bei anderer Gelegenheit zeigt sich, dass
echte Ökumene dort ihre größten Chancen hat, wo man auf der
menschlichen Ebene, an der Basis, um sie bemüht ist. Unsere
Erfahrungen in Wiesental zeigen, dass man einander
brüderlich annehmen kann, auch wenn in einer Reihe von
Punkten Meinungsverschiedenheiten bestehen.
Die
politischen Gemeinden an allen fünf Orten sind darum
bemüht, den Eindruck der Minderheitenbevormundung nicht
aufkommen zu lassen. Die Gemeindeverwaltungen von
Oberhausen und Hambrücken stellen in ihren Rathäusern
unentgeltlich Räume für den Gottesdienst zur Verfügung, in
Kirrlach waren wir ebenfalls Gast der politischen Gemeinde,
bis die Katholische Pfarrgemeinde uns eines ihrer
Gemeindehäuser anbot.
Die
Bürgermeister Groß, Wiesental, und Oechsler, Kirrlach, mit
ihren Gemeimderäten haben oft gezeigt, dass ihnen daran
gelegen ist, ihre evangelischen Bürger und deren
Kirchengemeinde gegenüber anderen, zahlenmäßig größeren
Körperschaften nicht zu benachteiligen.
Wir
haben Grund, dankbar zu sein. Der Gott, der sich in Jesus
unter die Menschen begeben hat, hat uns nicht verlassen. Er
ist uns wohlgesinnt — nicht weil wir ihm mehr als
Durchschnittliches zu bieten hätten, sondern weil er uns
liebt. Das ist die Hoffnung für die Zukunft auch für die
Evangelische Kirchengemeinde Wiesental.
Wolfgang Stahnke, Pfarrer
4. Die evangelische Kirche in Waghäusel
(Quelle: Festschrift der Evangelischen Kirchengemeinde
Wiesental; 1973; Seite 21 ff)
Bereits anfangs des Jahrhunderts, als in den Ortschaften
Wiesental, Kirrlach und Oberhausen nur einzelne
evangelische Familien vorhanden waren, kam man in Waghäusel
zum evangelischen Gottesdienst zusammen. Hier hatten die
Werksdirektoren, die selbst der evangelischen Konfession
angehörten, einen Raum im ehemaligen Schlösschen zur
Verfügung gestellt und als Gottesdienstraum eingerichtet,
der später kurz Betsaal genannt wurde.
Im
Laufe der Jahre siedelten sich in den umliegenden
Ortschaften immer mehr evangelische Familien an und so
wurde 1936 eine evangelische Kirche in Wiesental erbaut.
Der
Gottesdienst im Betsaal in Waghäusel wurde jedoch weiter
von Gemeindegliedern aus Kirrlach und Oberhausen
mitbesucht.
Als
nach der Währungsreform der wirtschaftliche Aufschwung
einsetzte und sich allerorts größere und kleinere Firmen
ansiedelten, wurde die Finanzlage der Kirchengemeinde durch
den Eingang der Örtlichen Kirchensteuern aus Grundvermögen
und Gewerbebetrieb recht gut. Ausschlaggebend waren jedoch
die Beträge, die von jur. Personen als Kirchenbausteuer
bezahlt wurden. Auf Grund der guten Finanzlage beschloss
der Kirchengemeinderat den Neubau eines Pfarrhauses sowie
eines Jugendzentrums in Wiesental. Beide Bauvorhaben wurden
1963 begonnen. Auch der Bau einer Kirche mit Gemeinderaum in Waghäusel
wurde ins Auge gefasst, vor allem im Hinblick darauf, weil
das Werk Waghäusel Mangel an Büroräumen hatte und man damit
rechnen musste, dass der Betsaal gekündigt würde, da ja die
Südzucker so enorme Beträge an Kirchenbausteuer bezahlen
musste und verlangen konnte, dass die Kirchengemeinde mit
diesen Geldern sich einen eigenen Raum bauen werde.
So
wurde der Neubau einer Kirche mit Gemeinderaum beschlossen
und Architekt Einwächter (Berghausen) mit der Planung
beauftragt. Die Kirchengemeinde konnte ganz überraschend im
Herbst 1963 einen günstigen Platz im Zentrum von Waghäusel erwerben.
Da jedoch die
vorhandenen Mittel durch die Neubauten in Wiesental
vollkommen aufgezehrt waren, musste schon beim Ankauf des
Platzes in Waghäusel auf Spendenbeträge der Waghäusler
Gemeindeglieder zurückgegriffen werden.
Man machte sich jedoch wegen der Finanzierung des Projektes
keine Sorgen, da ja die laufend eingehenden Steuerbeträge,
insbesondere aber die Bausteuerbeträge der jur. Personen
(Südzucker), dafür eingeplant waren.
Nach
Besichtigung verschiedener Musterkirchen entschloss sich
der Kirchengemeinderat zum Bau einer so genannten
Zeltkirche aus Sichtbeton mit abseits stehendem Turm.
Gemeinderaum, Kirche und Turm sollten durch eine Pergola
miteinander verbunden sein.
Der
dem Kirchenbauamt in Karlsruhe eingereichte Plan musste
zweimal geändert werden, da einmal die Kirche zu groß
vorgesehen und dann der Turm nicht richtig eingeplant war.
Dadurch wurde der Baubeginn wesentlich verzögert. Das
Baugesuch wurde anfangs Januar 1965 vom Landkreis Bruchsal
genehmigt und anschließend mit dem Bau begonnen.
Die
jetzt laufend auf die Kirchengemeinde zukommenden
Forderungen konnten nur mit aufgenommenen Darlehen
beglichen werden. Da wurde die Kirchengemeinde von einem
harten Schlag in ihrer Finanzierung getroffen, denn auf
Grund des am 14.12.1965 ergangenen Urteils des
Bundesverfassungsgerichtes war die Erhebung der
Kirchenbausteuer von jur. Personen gem. Art. 2 Abs. 1 des Grundgesetzes nicht zulässig. Damit sind ab
14.12.1965 für die Kirchengemeinde
rund 60 %der Steuereinnahmen entfallen. Darüber hinaus
musste die Kirchengemeinde, lt. obigem Urteil, die von Jur.
Personen eingegangenen und seit einigen Jahren nur unter
Vorbehalt bezahlten Bausteuerbeträge einschließlich Zinsen
wieder erstatten. Es handelte sich insgesamt um einen
Betrag von DM 96.500.-. Aufgrund dieser Sachlage war die
Finanzierung für das Bauprojekt Waghäusel plötzlich nicht
mehr gewährleistet und es mussten sämtliche Bauarbeiten
eingestellt werden.
Da
jedoch Kirche und Gemeinderaum bereits über 90 % vollendet
waren, wurden mit dem Evangelischen Oberkirchenrat in
Karlsruhe Verhandlungen geführt zwecks Bereitstellung eines
weiteren Darlehens zum Ausgleich des Steuerausfalls und
damit zur Möglichkeit der Regulierung der ausstehenden
Verbindlichkeiten.
Die
Fertigstellung von Kirche und Gemeinderaum ging nun nur
noch zögernd vor sich. Da die laufenden Einnahmen praktisch
nur noch für aufgelaufene Darlehenszinsen verwendet werden
mussten, blieben für die schnelle, genaue und richtige
Fertigstellung kaum noch Mittel übrig und es musste immer
und überall eingespart werden.
Wohl
sind sowohl Kirche als auch Gemeinderaum inzwischen fertig
gestellt, doch es sind inzwischen so viele Mängel zu Tage
getreten, dass in Eigenarbeit von Gemeindegliedern schon
sehr viel getan werden musste, um vorhandene Einrichtungen
überhaupt benützen zu können. Dies trifft vor allem für den
Gemeinderaum zu.
Zur
Unterstützung des leitenden Architekten Einwächter hat der
Kirchengemeinderat noch einen in der Nähe wohnenden
Architekten beauftragt. An Kirche, Pergola und Gemeinderaum
stehen nun bereits die ersten Reparaturen an, die unbedingt
durchgeführt werden müssten, da sonst die Schäden immer
größer und die aufzuwendenden Mittel immer höher werden.
In
der Kirche in Waghäusel finden bereits jahrelang
Gottesdienste statt, doch wurde dieselbe bis heute nicht
eingeweiht und hat noch keinen Namen erhalten.
Wilhelm Geiß
5. Der Bau des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses
und seine Geschichte
(Quelle: Festschrift der Evangelischen Kirchengemeinde
Wiesental; 1973; Seite 25 ff)
Im
Jahre 1961, genau genommen am 7. März
1961, bewarb sich die
Evangelische Kirchengemeinde Wiesental, damals noch unter
Verwaltung von Philippsburg stehend, bei der
Kommunalverwaltung Kirrlach um einen Platz zum Bau einer
Kirche. Am 13. April 1964, nach
Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Gebiet hinter der
Schillerschule, erging eine erneute Anfrage an den
Gemeinderat in Kirrlach, nachdem in der Zwischenzeit einige
Bemühungen fehlschlugen.
Datierend vom 5. Mai 1964 bat die Gemeindeverwaltung Kirrlach die Evangelische
Kirchengemeinde Wiesental, sich noch zu gedulden, bis eine
Umplanung des Bebauungsplanes vorgenommen ist. Dies war im
Mai 1967 noch nicht der Fall, und zu eben diesem Zeitpunkt "gastierte" die
"Kirche unterwegs" anlässlich einer "Evangelischen Woche"
in Kirrlach. In dieser Woche bekam der Gedanke für die
evangelischen Gemeindeglieder in Kirrlach einen
Versammlungsraum zu schaffen, eine Initialspritze.
Ausgelöst durch die Bemühungen von Pfr. Bergötz (Bad
Mingolsheim) erging bereits am 29. Juni
1967 eine Anfrage an den Evangelischen Oberkirchenrat, eine
Fertigbaukirche erstellen zu dürfen. Ein entsprechendes
Angebot lag auch schon vor, die Kosten sollten sich auf DM
25.000.- belaufen.
Der
Entschluss war gefasst, und der Leidensweg begann. Eine bis
über die Ohren verschuldete Gemeinde wollte bauen!
Verhandlungen mit dem Staatlichen Liegenschaftsamt Bruchsal
um Bauland, mit der Gemeindeverwaltung Kirrlach um
Unterstützung und dem Evangelischen Oberkirchenrat um
Finanzhilfe begannen.
Wer
von Ihnen, verehrter Leser, den Weg durch die Instanzen
kennt, der weiß, was in den folgenden Monaten auf den
Evangelischen Kirchengemeinderat Wiesental zukam. Trotzdem,
am 9. November 1967 kam vom Oberkirchenrat Karlsruhe die
Genehmigung und die Bewilligung von Finanzmitteln.
Wir
sahen uns fast schon am Ziel, da schoss das
Liegenschaftsamt quer, der Kaufpreis für das Grundstück war
zu hoch, das Grundstück musste verkleinert werden. Der
Bauantrag, bereits im Baurechtsamt Bruchsal, wurde
gebremst. Alles war wieder unklar, kein Land (das
bewilligte Geld reichte nicht), kein Bauantrag (s.o.) und
immer noch kein Bebauungsplan (seit 3 Jahren zugesagt). Es
wurde Hand in Hand gearbeitet, nur waren so unheimlich
viele Hände da!
Der
Evangelische Kirchengemeinderat und der Mitarbeiterkreis in
Kirrlach entschlossen sich dann im Juni 1969, noch einmal
die Initiative zu ergreifen. Die vom Oberkirchenrat bereits
genehmigte Fertigbaukirche wurde von beiden Gremien
verworfen und statt dessen ein Gemeindehaus in
Massivbauweise ins Auge gefasst. Und auf einmal ging es
Schlag auf Schlag.
Das
Land wurde angeboten und im März 1970 gekauft. Im Dezember
1970 war auch der Oberkirchenrat mit einem Gemeindehaus in
konventioneller Bauweise einverstanden und sagte eine
Finanzhilfe zu. Die Baukosten waren mittlerweile auf etwa
DM 200 000,- angestiegen. Im Jan.
1971 wurde dann Architekt
Hansjakob Oft aus Neureut beauftragt, entsprechende
Unterlagen für die Genehmigung zu erstellen.
Der
erste Entwurf fand im Kirchenbauamt keine Zustimmung und
sollte geändert werden. Wie, das wurde uns nicht gesagt!
Ein neuer Entwurf folgte im August 1971. Das Evangelische
Kirchenbauamt fand den Plan recht gut, war also
einverstanden,... wenn noch einige Änderungen vorgenommen
würden. Dies geschah, und das Baugesuch ging im Januar 1972 an das Landratsamt Bruchsal sowie an das Kirchenbauamt zur
Genehmigung.
Es
wurden bereits Firmenangebote eingeholt, da ja die
Genehmigung bald kommen musste, also nur noch eine Frage
der Zeit war.
Dann
kam der erste "Bumerang". Am 3. Juli 1972 lag noch immer
kein genehmigter Bebauungsplan im Landratsamt Bruchsal vor.
"Bumerang" zwei: Das Kirchenbauamt verlangte im September
1972 noch einige "unerhebliche Änderungen", die den Bau
verbilligen würden. Entsprechende Vorschläge lagen bei.
"Ohne diese Änderungen ist eine Zustimmung des
Kirchenbauamtes nicht zu erwarten", so wieherte der
Amtsschimmel aus dem Kirchenbauamt.
Nach
einer persönlichen Vorsprache einiger Gemeindeglieder und
Pfr. Stahnke zusammen mit Architekt Ott beim Kirchenbauamt
war dann aber alles klar. Nach geänderten "Änderungsplänen"
kam dann am 15. November 1972 endgültig "grünes Licht" aus dem Kirchenbauamt. Die Baufreigabe aus
dem Landratsamt Bruchsal traf am 8. Dezember
1972 ein, und der Bau begann.
Wir
schrieben den 13. Dezember 1972. Von der
ersten Anfrage an den Oberkirchenrat bis dahin waren nur 5
Jahre, 5 Monate und 14 Tage vergangen. Wir hatten seitdem bereits den dritten Pfarrer
(Ascheberg - Oft - Stahnke) und waren überglücklich,
anfangen zu dürfen! Unter der Leitung von Architekt Ott in
Zusammenarbeit mit dem Kirchengemeinderat und dem
Bauausschuss unserer Kirchengemeinde ging es dann aber
zügig voran, und schon am 4. Februar
1973 wurde feierlich der
Grundstein gelegt. Manches Erfreuliche aber auch mancher
Ärger während des Baufortschrittes könnte hier noch
angeführt werden. Wir erinnern uns einiger Stunden auf dem
Rohbau, einiger Redeschlachten in unseren Sitzungen. Die
Entscheidungen waren mitunter nicht leicht, und über Form
und Ausstattung ist manchmal lange diskutiert worden.
Dass
wir nach so kurzer Bauzeit heute dieses Gemeindehaus seiner
Bestimmung übergeben können, danken wir allen, die in
unermüdlicher Arbeit dafür gedacht, geredet, gearbeitet und
gebetet haben. Möge das Wort erfüllt werden, das in der
Urkunde des Grundsteines verschlossen liegt:
Wir
bitten den Herrn Jesus Christus, er wolle seine Gemeinde an
diesem Ort lange Zeit frei und in Frieden versammeln.
Wolfgang Gerhardt, Kirchenältester
6. "Es kann eigentlich nichts passieren"
(Quelle: BNN vom 23. April
1975)
WAGHÄUSEL. "Es kann eigentlich nichts passieren", hieß es
im März 1961 in einer öffentlichen
Gemeindeversammlung der damals zur Pfarrei Philippsburg
gehörenden Protestanten in Waghäusel. Gemeint war der Bau
einer eigenen Kirche in der damals noch selbständigen
kleinen Gemeinde. Derartige Überlegungen waren notwendig
geworden, nachdem die Südzucker AG den bis dato für
Gottesdienstzwecke zur Verfügung gestellten Raum selbst
beanspruchte. Es passierte dann doch etwas: Seit mehr als
zwölf Jahren wurde in Waghäusel geplant und gebaut, ohne
dass die Kirche je vollends fertig wurde. Sie ist es auch
jetzt noch nicht. Derzeit sind endlich die abschließenden
Arbeiten in Gang, ein gut Teil davon sind bereits
Ausbesserungen. Und wenn das Haus des Herrn mit dem
dazugehörigen Gemeindezentrum dann endlich fertig ist, wird
es meist leer stehen: Nur alle 14 Tage findet in Waghäusel evangelischer Gottesdienst stall. Für
sonstige Aktivitäten, die in den Betonbau Leben tragen
könnten, hegt der mittlerweile zuständige Pfarrer Wolfgang
Stahnke in Wiesental nur sehr geringe Hoffnungen
Die
Waghäuseler Protestanten hatten sich in mehrerlei Hinsicht
kräftig verschätzt. Hinsichtlich der Finanzierung machte
ihnen das Bundesverfassungsgericht einen Strich durch die
Rechnung, in dem es im Dezember 1965 die Erhebung der Kirchenbausteuer von juristischen Personen gemäß
Art. 2 Abs. 1 des
Grundgesetzes für nicht zulässig erklärte. Die
Kirchenbausteuer war aber ein fester Posten im
Finanzierungsplan der Kirchengemeinde. Nicht nur, dass 60
Prozent ihrer Steuereinnahmen fortan entfielen, sie musste
auch die seit einigen Jahren nur unter Vorbehalt bezahlten
Beträge einschließlich Zinsen zurückerstatten. Folge: Die
Finanzierung war nicht mehr gewährleistet, die Bauarbeiten
mussten eingestellt werden.
Zu
diesem Zeitpunkt freilich war das Projekt, das mittlerweile
rund 380.000 DM kostete, wozu jetzt nochmals 75.000 DM
kommen, bereits zu 90 Prozent fertig. In einer Festschrift
der Evangelischen Kirchengemeinde Wiesental von 1973, die anlässlich der Einweihung des dortigen
Dietrich-Bonhoeffer-Hauses herausgegeben wurde, heißt es:
"Die Fertigstellung von Kirche und Gemeinderaum ging nun
nur noch zögernd vor sich. Da die laufenden Einnahmen
praktisch nur noch für aufgelaufene Darlehenszinsen
verwendet werden mussten, blieben für die schnelle, genaue
und richtige Fertigstellung kaum noch Mittel übrig, und es
musste immer und überall gespart werden."
Das
hat sich ausgewirkt: Das Gemeindehaus war zuletzt nur sehr
bedingt benutzbar. Bis vor kurzem regnete es hinein, die
sanitären Anlagen waren zeitweise sehr mangelhaft. Scheiben
gingen kaputt, Vögel bauten ihre Nester in das Gebäude,
eine neue Dachabdichtung wurde notwendig. Schließlich waren
sich Oberkirchenrat und Kirchengemeinde einig, dass das
Gotteshaus nicht weiter vergammeln dürfe. Nachdem Mitte
Dezember 1964 Baubeginn war, soll es jetzt also im Herbst 1975 endgültig fertig gestellt werden. Gewiss ein langer Weg.
Es
wird dann ein weitgehend totes kirchliches Zentrum sein.
Als sich seinerzeit die Kirchengemeinde zu dem Projekt
entschloss — in der erwähnten Versammlung 1961 war wohl auch ein etwas
wehmütiger Blick auf die erheblich besser ausgestatteten
Waghäuseler Katholiken und die Wiesentaler Protestanten zu
erkennen —, da dürfte es in der traditionell katholischen
Gemeinde etwa 120 Protestanten gegeben haben. Offenbar
kalkulierte die Kirchengemeinde mit einem Zuzug-Boom, aber
dazu kam es in nennenswertem Maße nicht: Pfarrer Stahnkes
heutige Waghäuseler Herde zählt etwa 170 Köpfe, dies sind rund 24 Prozent der Bevölkerung im jetzigen
Ortsteil der neuen Großgemeinde. Im jeden zweiten Sonntag
stattfindenden Gottesdienst sieht er im Durchschnitt etwa
20 Leute.
Ihnen steht reichlich Raum zur Verfügung. Die Kirche auf
dem 30-Ar-Grundstück bietet 90 Plätze, der Gemeindesaal ist
ebenfalls recht großzügig ausgelegt. Und dabei sollte
ursprünglich alles noch viel größer werden: Der erste
Vorschlag sah 250, der zweite 112 Plätze in der Kirche vor. Das war dann auch dem Oberkirchenrat
zuviel. Die Planung musste zweimal geändert werden.
Überdimensioniert ist der Komplex nun immer noch.
"Das
Gemeindehaus", meinte Architekt Einwächter heute, "hätte
man sich damals sparen können." Aber es sei mit regem Leben
gerechnet worden, das dann nicht eingetreten sei. Auch dass
im Lauf der Jahre der Bau immer mehr herunterkam, lastet
der Architekt ("Das ist. unter meinem Kirchenbauten der
einzige Versager, das habe ich sonst noch nie erlebt")
nicht zuletzt der mangelnden Aktivität der Kirchengemeinde
an. Einiges sei halt "einfach vergammelt''. So blieben die
Fenster z. B. nach Aussage des Architekten acht Jahre ohne
Anstrich.
Für
Baudirektor Rothfuß beim evangelischen Oberkirchenrat ist
die Kirche in Waghäusel, die bisher weder geweiht wurde
noch einen Namen erhielt, ein Einzelfall in seinem Bezirk.
Sie wird es, dürften alle Beteiligten hoffen, wohl auch
bleiben. Denn auch die Kirchen müssen heute schärfer denn
je rechnen, und zum Beispiel Glockentürme werden von der
Evangelischen Landeskirche in Baden seit einigen Jahren
nicht mehr gebaut. Die Waghäuseler Protestanten haben
allerdings noch einen. Nur ohne Glocke.
7. Buß- und Bettag 1981: Die Kirche brennt
(Quelle: Archiv Förderverein Friedenskirche; Familie L. und
H. Weick aus Waghäusel)
8. Glockenweihe am Sonntag, dem 15. Mai
1983 in Waghäusel
(Quelle: Mitteilungsblatt der Gemeinde Waghäusel; Nummer
19; 19. Mai 1983; Titelseite)
Seit
fast 20 Jahren wartet der Glockenturm bei der
Friedenskirche in Waghäusel auf Glocken. Am kommenden
Sonntag geht die glockenlose Zeit zu Ende. In einem
festlichen Gottesdienst, der um
10 Uhr vor der Friedenskirche beginnt, wird der Kirchenrat Odenwald aus
Karlsruhe die drei neuen Glocken einweihen. Unter dem
Geläute der Glocken wird die gottesdienstliche Gemeinde
dann in die Kirche einziehen, um froh und dankbar den zu
empfangen, der sich ihr in seinem Wort und Mahl schenken
will. Die Glockenweihe ist ein guter Anlass, miteinander
ein fröhliches Fest zu feiern. Um die Kirche herum wird
sich bis in den Abend hinein ein hoffentlich buntes Leben
entfalten. Um 19 Uhr ruft uns die Abendglocke zum ökumenischen Abendgebet.
Pater Burkhardt aus Waghäusel und Dekan Hettler aus
Bruchsal werden das Abendgebet mitgestalten.
Die
evangelische Gemeinde freut sich darauf, zusammen mit den
katholischen Mitchristen in Waghäusel das Fest der
Glockenweihe zu begehen.
9. Die evangelische Kirchengemeinde in
Waghäusel
(Quelle: Stadt Waghäusel;
1994;
Die Geschichte von Kirrlach, Wiesental und Waghäusel, S.
609-610)
Die
Betreuung der evangelischen Christen im rechtsrheinischen
Gebiet des ehemaligen Fürstbistums Spever erfolgte bis 1870
von der Gemeinde Graben aus. Danach wurden die Orte
Rheinsheim, Huttenheim, Waghäusel, Oberhausen, Rheinhausen,
Wiesental und Kirrlach dem Diasporapfarramt Philippsburg
zugewiesen. Dieses etwa 100 Quadratkilometer große Gebiet wurde in zwei Kirchengemeinden
unterteilt, wobei das Pfarramt in Philippsburg blieb.
Wiesental mit den Orten Waghäusel, Oberhausen, Rheinhausen
und Kirrlach erhielt den Status einer Filialgemeinde.
1936/37 erhielt diese Gemeinde mit dem Bau der Erlösererkirche in
Wiesental ein eigenes Gotteshaus. Damit war eine sehr
wichtige Voraussetzung für die Entstehung einer
zusammenhängenden Gemeinde geschaffen. Der Bau entstand in
der Amtszeit von Pfarrer Hermann Höckh, der
14 Jahre lang bis 1948 als
Seelsorger in Philippsburg und Wiesental wirkte. Nachfolger
von Pfarrer Höckh wurde Pfarrer Johannes Baudis, in dessen
Amtszeit 1948 der evangelische Kirchenchor gegründet wurde. Pfarrer Baudis wurde
1955 von Pfarrer
Kurt Meythaler abgelöst. 1960 wies der Oberkirchenrat in Karlsruhe den Pfarrdiakon Heinrich
Ascheberg der Filialgemeinde Wiesental zu. Dieser war in
Wiesental wohnhaft und gründete auch Mitarbeiterkreise in
Kirrlach. Des Weiteren begann er mit der Arbeit in Jugend-
und Erwachsenengruppen. Noch heute stößt man überall in der
Gemeinde auf seine Spuren.
1963/64 entstand in
Wiesental ein Gemeindehaus mit Saal und vier Gruppenräumen.
Im Gedenken an den "Prediger von Buchenwald" erhielt es den
Namen Paul-Schneider-Haus.
Der
Plan für eine Kirche in Waghäusel musste auf Anordnung des
Kirchenbauamtes in Karlsruhe zweimal geändert werden, bevor
er die Zustimmung erhielt. Das Baugesuch wurde im Januar 1965 vom Landkreis Bruchsal genehmigt. Bis
1967 entstand eine Zeltkirche aus Sichtbeton mit abseits stehendem Turm.
Nachdem 107 Jahre
lang der Betsaal in der fürstbischöflichen Eremitage als
Gottesdienstraum genutzt worden war, konnte am 15. Oktober 1965 der erste
Gottesdienst in der Friedens-Kirche gefeiert werden.
Mit
Erlass des Oberkirchenrates Karlsruhe vom 15. Januar 1971 wurde Wiesental mit den
Orten Waghäusel, Kirrlach, Oberhausen und Hambrücken
schließlich zur selbständigen Pfarrei. Im April des Jahres
trat der erste Pfarrer der selbständigen Pfarrei Wiesental,
Wolfgang Stahnke, sein Amt an. Zu seinen ersten Aufgaben
gehörten die Verhandlungen mit dem Oberkirchenrat über den
Bau eines Gemeindehauses in Kirrlach.
Die
Bauplanung des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses hatte zu diesem
Zeitpunkt schon eine beachtliche Vorgeschichte. Die erste
Bewerbung der Kirchengemeinde Wiesental bei der
Kommunalverwaltung Kirrlach um einen Platz zum Bau einer
Kirche reichte ins Jahr 1961 zurück. Im April 1964, nach Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Gebiet hinter der
Schillerschule, erging eine erneute Anfrage an den
Gemeinderat in Kirrlach. Eine Umplanung des Bebauungsplanes
erforderte weitere Jahre des Wartens. Im November
1967 genehmigte der Oberkirchenrat Karlsruhe die Erstellung einer
Fertigbaukirche und bewilligte die Finanzmittel. Das Ziel
war greifbar nahe, doch der Kaufpreis für das Grundstück
war zu hoch, es musste geteilt werden. Der Bauantrag wurde
gebremst. Im Juni
1969 entschlossen sich der evangelische Kirchengemeinderat
und der Mitarbeiterkreis in Kirrlach noch einmal, die
Initiative zu ergreifen. Die bereits genehmigte
Fertigbaukirche wurde von beiden Gremien wieder verworfen
und stattdessen ein Gemeindehaus in Massivbauweise ins Auge
gefasst. Ein Grundstück für dieses wurde im März 1970
erworben. Die Genehmigung des Baus durch den Oberkirchenrat
erfolgte im Dezember d. J. Die Baufreigabe durch das
Landratsamt Bruchsal traf nach einigen Verzögerungen erst
am 8. Dezember 1972 ein. Am 4. Februar 1973 erfolgte die feierliche
Grundsteinlegung, und am 25. November d. J. konnte das
Gemeindehaus seiner Bestimmung übergeben werden. Von diesem
Zeitpunkt an konnte sich auch in Kirrlach das Leben der
evangelischen Kirchengemeinde in eigenen Räumen ungehindert
entfalten.
Die
Zahl der Bewohner mit evangelischer Konfession ist in
unseren Orten in den letzten Jahren beachtlich angestiegen.
In Wiesental erhöhte sich die Anzahl der evangelischen
Christen zwischen 1933 und 1993 von 122 auf über 1000. Im gleichen
Zeitraum stieg ihre Zahl im gesamten Kirchspiel von 348 auf
ca. 3000 an.
10. Die unendliche Geschichte
(Quelle: Kontakt 02/04 vom Juni 2004; Gemeindebrief der
Evangelischen Kirchengemeinde Waghäusel)
Der Evangelische Oberkirchenrat uns seine (Vor-)Gaben
Neubau eines Gemeindezentrums? Renovierung des
Gemeindehauses? War da nicht schon mal früher die Rede von?
Doch, doch...
schon vor über 10 Jahren diskutierte man im
Kirchengemeinderat darüber, wie es mit den Gebäuden
weitergehen sollte. Denn schon damals erkannte man die
Renovierungsbedürftigkeit der Häuser. Der erste große
Plan bestand darin, ein Pfarrzentrum in Waghäusel
einzurichten, bestehend aus Kirche, Gemeindehaus und
Pfarrhaus. Aber obwohl es damals noch Zuschüsse vom
Oberkirchenrat gegeben hätte und somit die finanzielle
Situation besser aussah als heute, scheiterte dieser Plan
von vorne herein an den viel zu hohen Kosten.
Der zweite Plan,
der schon so weit gereift war, dass erste Arbeiten
ausgeführt worden waren, lautete: Renovierung und Umbau des
Paul-Schneider-Hauses. Dafür waren bereits alle Arbeiten
ausgeschrieben und erste Umbauten schon in Auftrag gegeben,
als der Oberkirchenrot die Notbremse zog und die
Renovierung schlicht und ergreifend verbot. Man sagte dort:
eine Renovierung einer so schlechten Bausubstanz wie beim
Paul-Schneider-Haus bringt früher oder später Folgekosten.
Lieber neu bauen und hoffentlich 20 Jahre Ruhe haben. Und
dafür den Gebäudebestand verkleinern, d.h. Häuser und
Grundstücke verkaufen. Dies war (und ist) die Entscheidung
und Vorgabe des Oberkirchenrates, die der
Kirchengemeinderat umsetzen soll.
Als
evangelische Kirchengemeinde oder als Kirchengemeinderat
dürfen wir uns alles wünschen, fast alles planen, auf jeden
Fall viel (vor-) arbeiten und so manches anstoßen, nur -
entscheiden dürfen wir nicht. Zumindest nicht alleine.
Eher
im Gegenteil. Wir müssen uns nach den Vorgaben des EOK (
Evang. Oberkirchenrates) richten. Wir wollen ein Grundstück
verkaufen - nur wenn der EOK es genehmigt.
Wir
wollen mit dem Geld etwas renovieren - nur wenn der EOK es
genehmigt.
Wir
wollen etwas Neues bauen - nur wenn der EOK es genehmigt.
Andererseits gibt es Vorgaben des EOK, nach denen wir uns
richten müssen. So ist es zum Beispiel die Aufgabe des
Kirchengemeinderates den derzeitigen Gebäudebestand zu
verringern. D.h. wir müssen etwas abstoßen oder verkaufen,
wenn etwas Neues kommen soll. Es sollen sogar mehr Objekte
verkauft werden, als hinzukommen. Denn alles, was da ist,
verlangt Geld und Aufwendungen für die Instandhaltung und
die Bewirtschaftung. Dieses Geld wird der Kirche und der
Gemeinde in Zukunft fehlen. Deshalb muss der
"Gebäudebestand" verringert werden.
Vergleichen Sie das mit eine Familie, die zwei Autos hat
und ein Wohnmobil. Alle Fahrzeuge kosten Steuer,
Versicherung, Reparaturen und Benzin. Wenn das Geld knapp
wird, muss man ein, vielleicht zwei Fahrzeuge verkaufen.
Leider gibt es die selbe Situation auch beim Gebäudebestand
der Kirchengemeinde. Wir haben zuviel und müssen - auch
nach den Vorgaben des EOK - reduzieren. Auch wenn es weh
tut. — Und es tut weh!
Was wir wollen
Bei
all den Planungen und Gedanken, die im Kirchengemeinderat
laut geworden sind, ging es um die eine Frage und das eine
Ziel: Wie bekommen wir ein Gemeindehaus, in dem nicht nur
die jetzige, sondern auch die zukünftige Gemeindearbeit
einen guten Platz hat. Ein Gemeindehaus, das Platz bietet
für große Gruppen und Veranstaltungen, das aber auch
gemütliche Räume hat für kleinere Gruppen, sogar für
Besprechungen. Räume auch für Konfirmanden und Kinder,
mehrerer Räume, damit man in Arbeitsgruppen aufteilen kann.
Räume mit Atmosphäre und Gemütlichkeit. Und nicht zuletzt
angemessene Büros und Arbeitsplätze.
In
den vorhanden Häusern wird das zweifellos nicht geleistet.
Der große Raum in Wiesental ist eigentlich für
Großveranstaltungen zu klein, die Bühne raubt Platz und
bleibt unbenutzt, die Säule in der Mitte behindert nach
allen Seiten. In den zwei Räumen unter dem Dach erstickt
man im Sommer und erfriert im Winter, denn sie sind nicht
zu heizen. Es gibt im ganzen Haus keinen gemütlichen
Gruppenraum. Viel besser ist die Situation auch im
Bonhoeffer-Haus nicht und das Gemeindehaus in Waghäusel
wird schon (fast) nicht mehr benutzt und "muffelt" vor sich
hin. Dazu kommt: wollte man die Häuser wirklich erhalten,
müsste man sie mit hohem Kostenaufwand renovieren. Denn die
Bausubstanz ist überall schlecht. Schätzungen sprechen von
über 100.000,- € für das Bonhoeffer-Haus und von weit über
200.000,- für das Paul-Schneider-Haus. Aber mit diesem Geld
wäre nur der alte, schlechte Zustand wieder hergestellt und
nichts verbessert.
Also heißt es:
abgeben, um Neues zu
gewinnen;
verkaufen, um Neues zu
bauen.
Denn das ist das große Ziel. das konkret hinter allen
Überlegungen steht:
Ein neues, modernes und den Bedürfnissen der Zeit
angepasstes Gemeindehaus bauen, direkt hinter der
Erlöserkirche in Wiesental.
Für
Wiesental spricht, dass uns das Baugrundstück nichts
kostet, dass Gemeindehaus und Kirche eine Einheit bilden
und dass Wiesental bedingt durch das Pfarrhaus und die
große Kirche immer schon etwas wie ein Gemeinde-Mittelpunkt
gewesen ist. Und das neue Haus soll ja für alle, unabhängig
vom Wohnort Treffpunkt, Veranstaltungsraum und Anlaufstelle
sein.
Vom
Verkaufen war schon viel die Rede. Und es hat sich ja auch
schon rumgesprochen: die kircheneigenen Grundstücke in
Waghäusel und Kirrlach sollen verkauft werden. Auch wenn da
noch Gebäude stehen.
"Und
was wird mit der Kirche geschehen?", fragen manche
ungläubig.
Nun,
der Kirchengemeinderat wollte auf jeden Fall den Verkauf
der Friedenskirche in Waghäusel verhindern. Die Stadt
Waghäusel hatte allerdings kein Geld das Gebäude zu
übernehmen. Deshalb wurde der Antrag gestellt, die Fläche
neben und hinter der Kirche als Baugrundstücke auszuweisen.
Die Kirchengemeinde hätte dann das Grundstück als solches
verkauft, die Kirche aber im Zentrum erhalten. Diesen Plan
hat aber die Stadt in Rücksprache mit den Anliegern
abgelehnt. So blieb nur die Möglichkeit, das
Gesamtgrundstück einem Bauträger anzubieten - der aber kein
Interesse an einer Kirche in der Mitte drauf hat, so dass
die Kirche gegebenenfalls einem Wohnhaus weichen muss. Das
Gemeindehaus "fällt" dann ebenfalls.
In
Kirrlach hat leider auch nur das Grundstück, nicht aber das
Bonhoeffer-Haus einen Wert. Wenn das Grundstück (geteilt in
zwei Bauplätze) verkauft wird. muss das Haus darauf
abgerissen werden.
Mit
dem erhofften Erlös aus diesen Verkäufen, soll dann das
neuen Gemeindehaus, das allen Gruppen und Kreisen der
Gemeinde zur Verfügung steht, finanziert werden. Konkret
ist es so, dass das Grundstück in Waghäusel mit den
Gebäuden zum Verkauf steht und bereits Angebote vorliegen.
Das heißt; im Jahr 2005 werden wir in der Friedenskirche
keine Gottesdienste mehr feiern können! Auch im
Dietrich-Bonhoeffer-Haus gibt es ab dem Herbst keine
Veranstaltungen mehr, auch keine Gottesdienste. Diese
werden dann im Lußhardt-Heim stattfinden.
Das
ist das Ende der Gemeindearbeit von Kirrlach, sagte jemand
empört, als er vom geplanten Verkauf des Bonhoeffer-Hauses
hörte. Was aber nicht ganz stimmt. Denn vieles wird
weitergehen. Am allerwichtigsten: auch in Zukunft wird ein
Gottesdienst in Kirrlach angeboten. Dieser soll wie jetzt
schon im allgemeinen alle 14 Tage um 10 Uhr sonntags im
Lußhardt-Seniorenzentrum stattfinden. Nicht als
Senioren-Gottesdienst, sondern als Gemeindegottesdienst, so
wie bisher auch. Nur in anderen Räumen. Die Kreise und
Gruppen können und sollen sich im neuen Gemeindehaus
treffen.
Für
die Waghäusler Gemeindeglieder wird der Gottesdienstbesuch
zugegebenermaßen schwieriger. Evtl. müssen wir den
Gottesdienst nach Hambrücken verlegen und alle Waghäusler,
wie alle anderen Gemeindeglieder auch noch in die
"Zentralkirche" nach Wiesental einladen.
Gewiss wird manches anders, für manchen schwerer und manche
Tradition wird brechen.
Doch
hofft der Kirchengemeinderat darauf, dass in jeder
Veränderung auch die Chance eines Neuanfangs und einer
neuen Möglichkeit liegt. Wichtig ist wohl, dass wir uns als
eine Gemeinde verstehen und nicht als Ortsteile,
zufällig zur Kirchengemeinde zusammen gefasst. Um es mit
Paulus zu sagen: Es ist ein Herr, ein Glaube, ein
Geist - und eine Gemeinde!
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