2010: Aus der evangelischen Kirchengeschichte von Waghäusel

150 Jahre evangelische Gottesdienste 

5 Jahre Förderverein Friedenskirche

(Quellen: Generallandesarchiv GLA 229/108466; Schematismus der evangelisch-protestantischen Kirche im Großherzogtum Baden von Pfarrer Stocker (1878); diverse Veröffentlichungen der Heimatvereine von Wiesental und Kirrlach, sowie der Evangelischen Kirchengemeinde Waghäusel)


Die Eremitage Waghäusel, Heimat des Betsaales;
Zentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Waghäusel von 1860 bis 1967

Im Jahr 2010 gibt es einen runden Geburtstag zu feiern. Bereits 1860, als in Wiesental, Kirrlach und Oberhausen nur einzelne evangelische Familien vorhanden waren, kam man in Waghäusel zum evangelischen Gottesdienst zusammen. Hier hatten die Werksdirektoren, die selbst der evangelischen Konfession angehörten, einen Raum im ehemaligen Schlösschen zur Verfügung gestellt und als Gottesdienstraum eingerichtet, der später kurz Betsaal genannt wurde. Dies ist nun genau 150 Jahre her, ein Grund zum Feiern und Gedenken an die Anfänge.

Begonnen hatte alles 1854. In diesem Jahr stellte die Direktion der Badischen Gesellschaft für Zuckerfabrikation den folgenden Antrag:

„Die evangelischen Familien und ständigen Arbeiter in Waghäusel beabsichtigen die Abhaltung eines Gottesdienstes daselbst mit dem Pfarramt in Altlußheim zu vereinbaren und für dessen Fortdauer Sorge zu tragen. Indem wir Mitteilung davon machen uns zu beehren erlauben wir uns die Anfrage, ob von irgend einer Seite Anstände dagegen vorliegen."

In den folgenden Jahren gab es bei den evangelischen Pfarrern in Altlußheim mehrfache Wechsel, u.a. durch plötzlichen Todesfall, so dass in dieser Sache etliche Jahre nichts geschah. Im Oktober 1859 übernahm Pfarrer Friedrich Gscheidlen die inzwischen selbständig gewordene Pfarrei Neulußheim. Er verfolgte auch die Abhaltung eines sonntäglichen Gottesdienstes in Waghäusel weiter. Mit Erlass vom 18. Januar 1860 verfügte die großherzogliche Badische Regierung des Unterrheinkreises:

„...daß die Evangelischen in Waghäusel alle drei Wochen, und wenn sich das Bedürfnis herausstellen sollte, alle 14 Tage einen Gottesdienst ihrer Confession im Orte selbst durch den Geistlichen von Neulußheim abhalten lassen."

Die Umsetzung dieses Erlasses ist z.B. im Schematismus der evangelisch-protestantischen Kirche im Großherzogtum Baden von Pfarrer Stocker (1878), Diöcese Oberheidelberg, dokumentiert. Dort findet man unter Philippsburg den folgenden Eintrag:

11) Philippsburg (106 ev., 2219 kath. E.). Seit 1860 wurde vom Pfarrer von Neulußheim in Waghäusel alle 14 Tage im Schlosse ein Gottesdienst gehalten; 1866 wurden auch die Ev. von Philippsburg dahin gewiesen, bis am 2. August 1870 eine Pastorrationsstelle hier errichtet wurde.

Sakrale Gegenstände aus der Anfangszeit, wie z.B. die eigens angefertigte Glocke oder die historische Bibel, sind noch heute gut erhalten. Die Kosten zur Einrichtung des Betsaales übernahmen die Direktoren der damaligen Zuckerfabrik. Im Einvernehmen mit dem evangelischen Oberkirchenrat wurde die Finanzen sogar von der Fabrikkasse der Zuckerfabrik verwaltet.


Die Friedenskirche Waghäusel,
Nachfolgerin des Betsaales seit 1967

Auf starkes Drängen der Zuckerfabrik wurde im Herbst 1963 wegen akutem Raummangel in der Eremitage der Bau der Friedenskirche in Waghäusel angestoßen und durchgeführt. Mit der Fertigstellung der Friedenskirche im Jahre 1967 erfolgte der Umzug vom Betsaal in die neue Kirche, wo bis heute zwei regelmäßige Gottesdienste im Monat stattfinden.

Für das Jahr 2005 war völlig überraschend der Abriss der Friedenskirche vorgesehen. Am 15. April 2005 gründete sich der Förderverein Friedenskirche, um den Erhalt der Kirche zu sichern.

Roland Liebl, Vorsitzender Förderverein Friedenskirche Waghäusel, im Januar 2010